Ebbe und Flut

Wasser in Bewegung

Ebbe und Flut werden durch den Mond beeinflusst – das weiß fast jeder. Doch neben den Anziehungskräften zwischen Erde und Mond sind für die Bewegung des Wassers viele unterschiedliche Faktoren verantwortlich. So lassen sich die Höhe und Dauer der Gezeiten im Einzelnen nur verstehen, wenn man den Einfluss der Drehung des Mondes und die Erddrehung, die Anziehungskräfte zwischen Erde und Sonne sowie die Geografie und das Wetter mitberücksichtigt.

Kräfte am Werk

Erde und Mond ziehen sich gegenseitig an. Sie stürzen jedoch nicht aufeinander, da sie sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen. Diese Drehung nehmen wir als Drehung des Mondes um die Erde wahr. Denn der gemeinsame Schwerpunkt von Mond und Erde befindet sich innerhalb des Erdmantels. Auf der Seite der Erde, die dem Mond zugewandt ist, ist die Anziehungskraft etwas größer als für die Kreisbahnbewegung der Erde um den gemeinsamen Schwerpunkt erforderlich ist. Dies hat eine Wirkung auf das Meerwasser. Es bewegt sich zum Mond und bildet einen Flutberg. Auf der entgegengesetzten Seite der Erde verhält es sich gerade umgekehrt. Dort ist die Anziehungskraft etwas geringer. Das Wasser wird also nicht auf der Kreisbahn gehalten und bildet einen zweiten Flutberg. In den Bereichen zwischen den Flutbergen tritt Ebbe auf.

Einfluss der Erddrehung

Ohne die Drehung der Erde um sich selbst, wären Ebbe und Flut auf einen Ort fixiert. Da die Erde sich innerhalb von 24 Stunden einmal um die eigene Achse dreht, bewegt sich jeder Punkt der Erde zweimal in einen Flutberg. An jedem Tag finden somit zweimal Hochwasser und Niedrigwasser statt.

Spring- und Nipptiden

Um die Höhe der Gezeiten zu verstehen, muss der Einfluss der Sonne mitberücksichtigt werden. Je nachdem, wie Sonne, Mond und Erde zueinander stehen, schwächt der Einfluss der Sonne die Gezeiten oder verstärkt sie. Dies ist insbesondere bei Neu- und Vollmond der Fall, wenn alle drei Himmelskörper auf einer Linie stehen. Es kommt zu sogenannten Springtiden mit besonders starker Flut und Ebbe. Bei den sogenannten Nipptiden sind Ebbe und Flut hingegen nur schwach ausgeprägt. Denn bei Halbmond schwächen sich der Einfluss von Mond und Sonne gegenseitig ab.

Einfluss von Küste und Wetter

Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut hängt auch von der Form der Küsten und der Verteilung der Kontinente ab. Auch das Wetter hat einen Einfluss auf Meeresströmungen und verändert den Wasserstand zusätzlich zu den Gezeiten. Insbesondere in Seichtwassergebieten, wie der deutschen Nordseeküste, spielen Winde eine entscheidende Rolle: Ablandige Winde erniedrigen den Wasserstand, während auflandige Winde zu einer Erhöhung führen. Insbesondere an Flüssen, wie hier an der Weser, werden die Wasserstände auch durch das Oberflächenwasser beeinflusst. Häufig tritt beispielsweise im Frühjahr Hochwasser auf, wenn zu starken Niederschlägen auch noch Schmelzwasser hinzukommt.