Die Signalstation

Die Signalstation am Vegesacker Weserufer ist ein Relikt aus der Zeit der Schifffahrt des letzten Jahrhunderts: Bevor die Kommunikation und Navigation über Funk und Radarleitsysteme erfolgte, bekamen die Kapitäne auf ihrem Weg wertvolle Informationen über Pegelstände, Behinderungen auf dem Fluss und Sturmwarnungen von der Signalstation.

Bälle und Kegel

Bälle und Kegel Bälle und Kegel1888 wurde die Signalstation am Hafenkopf errichtet, wo sich heute das Verwaltungsgebäude der Lürssen-Werft befindet. Mit ihren drei Masten zeigte sie die Wasserstände für die vorbeifahrenden Schiffe an. An dem ersten Mast wurden tagsüber Bälle und Kegel hochgezogen. Jeder Ball bedeutete einen Wasserstand von einem Meter über NN, jeder Kegel mit der Spitze nach oben 20 Zentimeter und jeder Kegel mit der Spitze nach unten zehn Zentimeter. Während der Dunkelheit konnten die Informationen anhand von verschiedenen Lampen an der zweiten Stange abgelesen werden. Am dritten Gestell zeigten Schifffahrtszeichen Behinderungen, Beschränkungen und Sturmwarnungen an.

Funk und Radar

Die Signalstation wurde in den 1950er Jahren aufgrund der Hafenverbreiterung an die Weserpromenade verlegt. Kurze Zeit später erfolgte der Bau eines neuen, sturmflutsicheren Gebäudes. Ab 1978 veränderte sich die Kommunikation mit den Schiffen grundlegend. Die Kapitäne bekamen die Pegelstände über Funk mitgeteilt, sodass die Bälle und Kegel überflüssig wurden. Als im Jahr 1989 ein modernes Radarleitsystem die Führung der Schiffe übernahm, wurde die offizielle Tätigkeit der Signalstation eingestellt

MTV Nautilus

Die Signalstation – Eigentum des Bundes – sollte Anfang der 1990er Jahre abgerissen werden. Der Verein MTV Nautilus bemühte sich um den Erhalt. 1995 wurde sie dem Verein übergeben. Im MTV Nautilus ist ein Arbeitskreis aus Vereinsmitgliedern tätig, der die Signalstation betreut. Seitdem ist sie Mittelpunkt maritimer Feste und darüber hinaus an Wochenenden besetzt, um Besucher zu informieren und ggf. maritime Werbung für Vegesack zu gestalten.

Förderverein Stadtgarten Vegesack e.V.

Der Verein wurde im Jahre 1930 als „Stadtgartenverein Vegesack“ gegründet.
Als Vorbild für den Stadtgarten diente dabei der Bürgerpark in Bremen. „Was in Bremen im Großen der Bürgerparkverein leistet, müsste im Kleinen in Vegesack ein Stadtgartenverein erreichen. Wir rufen daher zur Gründung eines Stadtgartenvereins auf…“ hieß es in einem Aufruf des Bürgermeisters Dr. Wittgenstein im Jahre 1929 in der Norddeutschen Volkszeitung. Das Weserufer war zu dieser Zeit in privatem Besitz und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Dr. Wittgenstein setzte eine öffentliche Straße am Weserufer durch. Das war eine strategische Maßnahme, um das Weserufer für die Öffentlichkeit zu erschließen.
Die heutige Größe und Gestaltung des Stadtgartens ist vor allem der langjährigen und beständigen Aktivität des Vereins zu verdanken. Auch die Gezeitenstation ist ein Projekt des Stadtgartenvereins in Zusammenarbeit mit dem MTV Nautilus.

Pegel Vegesack

Die Wasserstände der Weser werden kontinuierlich gemessen. Eine der sieben Messstationen zwischen dem Bremer Weserwehr und Brake ist der Pegel Vegesack. Er wird vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bremen (WSA Bremen) betrieben.

Lattenpegel

Bereits im Jahr 1855 wurde ein Lattenpegel am Pegel Vegesack eingerichtet. An diesem Meterstab konnte der Wasserstand manuell abgelesen werden. Noch heute sind Lattenpegel oder Pegellatten an jedem Pegelhaus vorhanden. Sie sind entweder senkrecht an Mauern oder Pfählen angebracht oder entsprechend der Neigung an Uferböschungen (Böschungspegel). In der Regel sind die gelben Pegellatten mit nummerierten schwarzen E-Marken im Abstand von zehn Zentimetern eingeteilt. Die Querbalken der E-Marken sowie deren Abstände entsprechen dabei jeweils zwei Zentimetern.

Mechanischer Schreibpegel

Im Jahr 1876 wurde am Pegel Vegesack ein mechanischer Schreibpegel in Betrieb genommen. Der Pegelstand konnte nun kontinuierlich aufgenommen werden. Hierzu wurde ein sogenannter Pegelschacht mittels eines Zulaufrohres mit der Weser verbunden. Dadurch entsprach der Wasserstand der Weser dem Wasserstand im Pegelschacht. Dort befand sich ein Schwimmer, der durch den Schacht vor Wellenbewegungen und Treibgut geschützt war. Ein Aufzeichnungsgerät im Pegelhaus dokumentierte die Auf- und Abbewegungen des Schwimmers. Zunächst wurden die Pegelstände mit Tinte, später auf dokumentensicherem Wachspapier aufgezeichnet.

Digitaler Schreibpegel

Seit 1994 werden die Daten des Vegesacker Pegels digital erfasst und gespeichert. Der Wasserstand wird jede Minute aufgenommen und für alle 15 Minuten ein Mittelwert berechnet. 96 Werte pro Tag werden abgerufen und stehen für aktuelle Aussagen und den Hochwassernachrichtendienst zur Verfügung.

Pegeldaten

Der Wasserstand wird allgemein in Zentimeter angegeben und bezieht sich auf den Pegelnullpunkt (PNP). So errechnet sich der Wasserspiegel aus der Höhe des Pegelnullpunktes plus dem Wasserstand über dem Pegelnullpunkt. Der Pegelnullpunkt hat nichts mit der Wassertiefe des Gewässers zu tun. In Deutschland wird im Küstenbereich einheitlich ein Pegelnullpunkt von Normalhöhennull (NHN) minus fünf Meter verwendet. Dabei bezeichnet NHN die Höhe über dem Meeresspiegel und wurde als Nachfolger des Normalnull (NN) eingeführt, dessen Höhenangaben das Schwerefeld der Erde nicht berücksichtigten. Das mittlere Hochwasser (MHW) bezeichnet den Mittelwert der höchsten Wasserstände in einer bestimmten Zeit. Oft werden Hochwasser in Bezug zu dieser Größe gesetzt.

Wasserspiegel (Digitalanzeigen)

Die Wasserspiegel entlang der Weser werden an der Signalstation als Werte relativ zum Meeresspiegel (NN) angezeigt. Der entsprechende Pegelstand wäre fünf Meter höher. Negative Werte bedeuten, dass der Weserwasserstand aufgrund der Gezeiten gerade unterhalb des Meeresspiegels liegt. Die vier Anzeigen beziehen sich auf die aktuellen Werte in Bremen (Große Weserbrücke), Vegesack, Brake und Bremerhaven (Alter Leuchtturm).

Aktueller Pegelstand Signalstation Vegesack