Sturmfluten

Wenn ein Sturm oder ein Orkan Wassermassen gegen die Küste drückt, kann eine Sturmflut entstehen. An der Nordseeküste von Deutschland ist das vor allem bei nordwestlichen Winden der Fall. Die Winde drücken das Wasser in die Deutsche Bucht hinein. Außerdem bilden die Mündungen von Weser und Elbe jeweils eine Art Trichter. Das führt zu einem weiteren Anstieg der Wasserstände im Verlauf der Flüsse. So können bei Flut Höchststände erreicht werden, die bis mehrere Meter über den mittleren Hochwasserständen liegen.

Deiche und Sperrwerke

Um Überschwemmungen des Hinterlandes zu verhindern, wurden im Laufe der letzten Jahrhunderte immer höhere Deiche an den Küsten und an den Flüssen gebaut. In der Bremer Region wurden nach der großen Flut vom 17. Februar 1962 zusätzlich Sperrwerke errichtet. Das Hinterland von Hunte, Ochtum und Lesum wird so vor Sturmflutereignissen geschützt. Sowohl der Deichbau als auch die Sperrwerke reduzieren jedoch die Ausweichflächen für das Wasser. Während einer Sturmflut läuft das Wasser daher höher auf als bei früheren Fluten.

1962

Die Sturmflut vom 17. Februar 1962 entwickelte sich zu einer Flutkatastrophe mit 340 Todesopfern. Am Pegel Vegesack wurde der Höchststand mit 5,23 m NN gemessen. An der Elbe und der Weser sowie deren Nebenflüssen wurden Wasserstände beobachtet, die alle bis dahin gemessenen Werte in den Schatten stellten. Deiche brachen und riesige Landstriche wurden überschwemmt. Eine Konsequenz dieser Sturmflut war die Errichtung von Sperrwerken und die Erhöhung der Deiche.

1976

Am 3. Januar 1976 ereignete sich eine weitere schwere Sturmflut. Eine sehr ungünstige Wetterkonstellation führte zu einem lang anhaltenden Orkan. Die Wasserstände von 1962 wurden an Elbe und nördlicher Nordseeküste überschritten, im Verlauf der Weser lagen sie knapp unter den damaligen Werten. In Vegesack wurde der Höchststand bei 5,14 m NN verzeichnet. Die Ausgleichsflächen im Blockland und Niederviehland wurden genauso wie der gesamte Stadtwerder überflutet.

1994

Die Sturmflut vom 28. Januar 1994 brachte den höchsten in Bremen-Vegesack jemals gemessenen Wasserstand. Er lag bei 5,33 m über NN. Bei dieser Sturmflut waren alle drei Sperrwerke an Hunte, Ochtum und Lesum geschlossen. Da dem Wasser nun die Ausweichflächen fehlten, kam es zu einem entsprechend hohen Wasserstand der Weser.

2013

Ein prägnantes Sturmflutereignis der letzten Jahre geht auf das Sturmtief Xaver zurück. Am 5. und 6. Dezember 2013 herrschten dabei ganz ähnliche Wettersituationen wie beim Sturm vom 17. Februar 1962 mit einem starken Hoch im Süden und einem ausgeprägten Tief im Norden. In Vegesack erreichte das Wasser eine Marke von 5,16 m NN.

Die Wasserstände der vier höchsten Sturmfluten seit 1960 sind an den Säulen der Signalstation markiert. Sie geben einen Eindruck von dem Wasseranstieg bei Sturmereignissen. Jedes Jahr tritt die Weser auch hier mehrere Male über die Ufer. Auch mäßig starker Wind kann in Kombination mit dem Hochwasser der Springtide bereits zu relativ hohen Wasserständen führen.